Allein inmitten karger Strauchheide, umgeben von traditionellem Trockenmauerwerk bildet Le Clos des Fées eine echte Postkartenidylle. Hier wurden die Reben noch von Hand mit der Hacke gepflanzt. Mühsam bahnte man sich den Weg durch mächtige Steineichen und das Muttergestein, das hier noch zutage tritt, um die dort stellenweise eingeschlossene kostbare reine Tonerde zu nutzen. In aufwendiger, mühevoller Arbeit entfernten Generationen von Winzern Stein für Stein von Hand oder mit Pferden aus den Weingärten und schichteten sie geduldig und geschickt aufeinander.

Selbst die ältesten Dorfbewohner versichern, dass ihnen diese knorrigen Rebstöcke seit jeher schon als „alt“ bekannt sind.

Seit noch viel längerer Zeit ragen in der Ferne nahezu senkrecht die blauen Felsen von Vingrau auf, durch die fast unablässig der Nordwind Tramontane fegt. In unmittelbarer Nähe glitzert am Fuße der Pyrenäen das Mittelmeer. Wenn sich die Feen zur Sonnenwende noch zum Tanz versammeln, dann bestimmt hier an diesem sonderbaren, geheimnisumwitterten und so ganz ungewöhnlichen Ort.

Geleitet von meinem Instinkt habe ich, ohne viel nachzudenken, beschlossen, meine Leidenschaft für den Wein eben hier auszuleben. Nach verschiedenen Lebensabschnitten als junger Weinkeller, Restaurantbesitzer, Wein- und Livestyle-Autor drängte sich mir in einer entscheidenden Phase meiner Existenz die Erkenntnis auf, dass es nun Zeit ist, etwas mit eigenen Händen zu schaffen, um Schritt für Schritt, wenn schon nicht verstehen, so doch nachvollziehen zu können, wie aus einem Stück dunklen Holzes Jahre später ein so köstliches, unvergessliches Getränk hervorgehen kann.
Einige Tagwerk alte Rebstöcke, eine Rebschere, eine leichte Hacke und eine Rückenspritze – viele Winzer hier haben nie je etwas anderes für ihre Arbeit gebraucht und verzichten bewusst auf den heute üblichen Großeinsatz von Technik und Material. Auch ich habe so begonnen, eines schönen Morgens im Jahr 1997, ohne Geld, ohne Gewinndruck, jedoch voller großer Hoffnungen.
Braun gebrannte, vom Wetter gegerbte Haut, raue Hände, ein von Arbeit schmerzender, ja bisweilen sogar steifer Körper … Mir wurde sehr schnell bewusst, dass Weinbau echte Knochenarbeit ist und bis zum Weingenuss im gediegenen Ambiente eines edlen Restaurants eine weite Strecke liegt.

Die ersten Weine entstehen unter dem Zeichen der Freundschaft und der Solidarität, ein Begriff, der im Weinfach noch etwas bedeutet. Wertvolle Ratschläge, Versuche, das vorsichtige Tasten nach einem Stil, endlose Gespräche und Diskussionen … Ich traue mich heute oft kaum zu erzählen, wie der erste Jahrgang von Le Clos des Fées entstanden ist, denn niemand scheint mir zu glauben. Ein Freund ließ mich seine Kellerei mitbenutzen, doch konnten wir dort oft erst abbeeren, wenn er abends selbst fertig war. Unsere Ausrüstung beschränkte sich auf vier kleine Kunstharztanks, eine Pumpe wie vom Trödelmarkt, Käseleinen und Muskelkraft zum Keltern und einen Rechen zum Untertauchen des Tresterhutes. Wir hatten nur wenig Trauben und davon sogar noch einen Teil in aufgegebenen Weinbergen zusammengelesen. Ich erinnere mich an das langwierige Sortieren, das aufgrund meines Erfahrungsmangels nötig war. Es war alles sehr anstrengend und an manchen Abenden kam auch ein Hauch von Verzweiflung auf. Doch die zahlreichen fröhlichen Momente sowie viel Leidenschaft und Unbekümmertheit halfen uns, diese Zeit zu meistern. 1998 ist ein warmes, trockenes Jahr, in dem wir mit unseren neuen Ideen und Methoden ganz andere Weine erzeugen können, die sofort Anklang finden und den Weg vorzeichnen: dranbleiben, weitermachen!

Ein Wunder! Schon im April sind die Weine im Rahmen der Primeur-Kampagne verkauft. Uff, sonst hätten wir nicht genügend Geld zum Weitermachen gehabt. Wir müssen ja sowieso noch nebenher dazuverdienen, um über die Runden zu kommen. Unsere Bank ist beruhigt und gewährt uns einen weiteren Kredit. Es sollte bei Weitem nicht der Letzte sein …
Eines der wichtigsten Projekte dieses Jahres ist der Umbau der Garage zu einer Minikellerei. Nachdem der Betonboden gegossen und Starkstrom installiert ist, werden dort unsere Tanks sowie zwei neu erworbene Edelstahltanks aufgestellt. Da wir uns kein Kühlgerät leisten können, pumpen wir während der Weinbereitung frisches, reines Wasser vom Waschhaus gegenüber in den Keller. Wer kein Geld hat, braucht gute Ideen …
Die Rebfläche wird etwas größer: Sieben Hektar bewirtschaftete Nutzfläche, jedoch nur 15 000 Flaschen. Da kann man nichts machen. Kleine Erträge sind nun einmal unser Los. Die Weine werden zu 75 % in neuen Barriques ausgebaut, insbesondere eine neue Cuvée, die in sog. Demi-muids-Fässern heranreift. Unser Sortiment wird umfangreicher. Die Weine unseres Guts stoßen auf große Resonanz. So setzt sich bald die Gewissheit durch, dass unser Terroir immenses Potenzial birgt.

Neun Hektar bewirtschaftete Nutzfläche und die ersten Rebpflanzungen: An einem schroffen und sehr steilen Hang werden 1,5 Hektar Syrah-Reben auf speziell ausgesuchten Unterlagsreben gepflanzt. Werden wir eines Tages einen Traktor besitzen, um diese Parzelle zu bearbeiten? Mal sehen. Ein Traktor ist schnell gekauft. Die Rebstöcke jedoch brauchen Jahre, bis sie sich fest verwurzelt haben und wachsen. Bis dahin muss der Einachser reichen. Das Gobelet-System macht den Einsatz von einzelnen Rebpfählen nötig. Heimlich kommt man, um diese seltsamen Pflöcke zu beäugen, und schon bald sind überall Rebpfähle zu sehen.
Bei der Weinlese stehen die Grand-Cru-Gewächse im Fokus. Handarbeit ist durch nichts zu ersetzen. Seltsamerweise sind alle Rebsorten gleichzeitig reif. Wir bauen den Lesetisch auf, zum letzten Mal übrigens. Im Keller stehen zwei neue Tanks, die sich besser für unsere niedrigen Erträge eignen, sowie eine Schlauchpumpe zur schonenden Behandlung des Mostes. Die Arbeitsbedingungen sind angenehmer und noch dazu können wir unseren Fassbestand aufstocken. Wir haben den Eindruck, dass wir die Sache so langsam in den Griff bekommen. Sogar in der Presse ist Le Clos des Fées nun zu finden. Wir selbst können es kaum glauben, welche Begeisterung unsere Weine auslösen.

Dank über 1 500 Arbeitsstunden Weinbergspflege während der Vegetationsphase können wir die Trauben dieses Jahr relativ gelassen voll heranreifen lassen. Unser Team wird um Serge verstärkt, der sich nun um die Weinberge kümmert. Serge ist praktisch in die Weinberge hineingeboren und bringt deshalb große Erfahrung und viel Feingefühl mit. Endlich steht nun schneller als vorgesehen auch ein Traktor im Hof. Gerade rechtzeitig für die Neupflanzungen. Einachser und Motorschubkarre sind nun passé. Ehrlich gesagt weint diesen muskelzehrenden Geräten niemand eine Träne nach. Auf Rücken- und Motorspritzen wird man in Steillagen wohl nie je verzichten können.

Die 10 Hektar Nutzfläche werden jetzt von vier Vollzeitkräften und einigen Saisonarbeitern bewirtschaftet. Man merkt schon: Wir sind nun ein Weingut, das nach Exzellenz strebt. Endlich können wir im Dorf auch einen kleinen Fasskeller für die Barriques mieten, was uns ermöglicht, eine zweite Schlauchpumpe zu installieren. Dann behalten wir eben noch unseren kleinen Citroën Saxo … Das Unternehmensrisiko wird immer größer. Doch für uns steht immer noch einzig und allein eines im Mittelpunkt: die Herstellung wundervoller Weine.

KKein Jahrgang gleicht dem anderen. 2002 bleibt als schwieriger Jahrgang in Erinnerung. War 2001 ein sehr frühes Jahr, so konnte 2002 erst sehr spät mit der Weinlese begonnen werden, noch dazu unter wolkenverhangenem Himmel. So schmücken jetzt zwar einige schöne Himmel- und Landschaftsaufnahmen unser Fotoalbum, doch gab dieser für uns erste schwierige Jahrgang vor allem Anlass zu vielen Fragen und manchen Selbstzweifeln. Im Nachhinein gesehen war diese Zeit aber doch sehr spannend und lehrreich.

Um die alten Rebstöcke, die zu jeder Seite hin in einem Abstand von 1,50 m gepflanzt sind, zu schonen, legen wir uns eine hydrostatische Raupe als Werkzeughalter zu, mit der wir jetzt praktisch überall pflügen können. Das ist in diesem Jahr besonders wichtig, damit das Wasser tief eindringen kann. Mit Voranschreiten des Herbstes führen wir zu siebt immer wieder Kontrollgänge durch die 15 Hektar Weingärten durch, um jeden einzelnen Rebstock zu inspizieren und gegebenenfalls zu schneiden, und das bis zum 28. Oktober.

Resultat: herrliche, frische und zugleich reife Weine, deren Eigenschaften sich im Laufe des Alterungsprozesses voll entfalten.

EEin extrem heißes Jahr. In Vingrau sind die Reben an Wasserstress gewöhnt, denn dort werden schon seit Jahrhunderten nur entsprechend robuste Rebsorten und Rebunterlagen gewählt. Dort, wo die Radschlepper nicht hinkommen, wurden die Oberflächenwurzeln gegen Winterende und zu Frühlingsbeginn durch zweimaliges Pflügen mit dem Raupenschlepper und dem Maultier entfernt. Auf ihrer Suche nach Wasser und Nährstoffen treiben die Reben ihre Wurzeln nun wieder weit in den Boden und verankern sich noch tiefer im Gestein, was dem Wein schließlich eine typische Terroir-Prägung und Mineralität verleiht.

Im September setzt der Reifungsprozess kurzzeitig aus, doch mit ein bisschen Geduld kommt nach und nach alles wieder ins Lot. Herrliche, sehr spät reifende Carignan-Trauben, deren Lese sich bis zum 23. Oktober erstreckt. Ihre atemberaubende Frische bekräftigt uns in der Überzeugung, dass die Assemblage frühzeitig vorzunehmen ist und die verschiedenen Rebsorten gemeinsam ausgebaut werden müssen. Während der Flaschenalterung entwickeln die Weine überhaupt keine Eigenschaften, die an «gekochte Frucht» erinnern, wie man es zunächst befürchtet hatte. Neupflanzungen (12 000 Rebstöcke/Hektar).

Mit nunmehr insgesamt rund 20 Hektar hat das Weingut sein «Reifestadium» erreicht. Für fünf Hektar davon ist in der viel zu kleinen Garage wahrscheinlich gar kein Platz mehr, sodass wir nur die schönsten Trauben behalten können. Keine Angst, das ist Absicht: Da alle Reben als Grand-Cru-Gewächse behandelt werden und wir ein wirklich herrliches Weinjahr haben, stehen wir zwar vor einem Dilemma, doch Exzellenz fordert ihren Preis. Im Dorf nutzen wir einen alten Keller, in dem Betontanks stehen, die wir reparieren, um die «Sorcières»-Weine zu vinifizieren, deren Qualität mit Trauben aus jungen Syrah-Pflanzungen noch verbessert wird. Mit dem Raupenschlepper wird ein Zwischenstockräumgerät durch die Rebzeilen gezogen, das die Erde rund um die alten Rebstöcke äußerst vorsichtig bearbeitet. Letztere scheinen es übrigens sehr zu genießen, so gehegt und gepflegt zu werden. Wir pflanzen etwas Cabernet-Franc (Massenauslese) sowie ein paar Tagwerk Tempranillo, auch wenn wir deswegen mal wieder für verrückt erklärt werden … Herrliche Weine UND gleichzeitig ein gutes Trüffeljahr – das kommt selten vor.

Ein großartiger, außergewöhnlich gelungener Jahrgang, sowohl für die Weine als auch für das Weingut. Im Mai erklärt uns das französische Weinmagazin La Revue du vin de France zum nunmehr führenden Weingut im Roussillon. Das spornt uns natürlich alle an! Der Winter ist feucht, alle Rebsorten haben nur wenig Trauben, die Grenache-Trauben verrieseln in vielen Parzellen. Warmer Sommer, jedoch ohne Trockenperioden oder übermäßige Hitze. Mit unseren beiden neuen Wärmepumpen können wir nun kalte und warme Luft in den Keller blasen. Auch die beiden neuen Spritzen sind mehr als willkommen, denn der Mehltau machte uns den ganzen Sommer über zu schaffen. Wir sind inzwischen ein eingespieltes Team: Schnell, präzise und gewissenhaft führen wir einen perfekten Sommerschnitt aus. Resultat: absolut gesunde Trauben. Diesmal kann der Lesetisch auf dem Dachboden bleiben. Die Vinifizierung verläuft problemlos und ergibt reichhaltige, jedoch straffe und präzise Weine voller Energie. Ausgezeichnete, komplexe Frucht, herausragende Gerbstoffqualität. Weine mit Alterungspotenzial, die sich im Laufe des Ausbaus voll entfalten. Dieser Jahrgang geht in die Geschichte ein.

… oder das Jahr, in dem wir erfahren, dass wir japanisches «Kaizen» praktizieren, ohne es zu wissen. Ein Freund, der uns einen Besuch abstattet, erklärt uns die Grundprinzipien dieses Konzepts, das davon ausgeht, dass durch die allmähliche und ständige Verbesserung kleinster Details ein Produkt geschaffen werden kann, das sogar die anspruchsvollsten Kunden zufriedenstellen wird. 2006 tauschen wir unseren gesamten Maschinenpark aus, darunter die drei Schlepper, um die Gerätschaft an unsere alten Weinstöcke anzupassen und nicht umgekehrt. Wenn man nach Exzellenz strebt, zählt jedes Detail … Unser Team wird nun durch einen achten Mitarbeiter verstärkt, denn mittlerweile ist das Weingut auf nahezu 30 Hektar angewachsen. Zugegeben, es war nicht sehr vernünftig, jenen unbewirtschafteten, mit alten Grenache-Reben bestockten Hang zu kaufen, den das gesamte Team mehr als zwei Monate lang bei Wind und eisigen Temperaturen verbissen zu retten versucht. Kalter, regnerischer Winter, später Austrieb, kein Regen zwischen Mai und Mitte September, anstrengende Lese mit vielen Risikofaktoren. Geduldige Vinifizierung mit sanfter Extraktion. Beim Abstich präsentieren sich die Weine konzentriert und mächtig, der Ausbau ist vielversprechend. Ein denkwürdiges Steinpilzjahr.

Ein Jahr, das vom Wind geprägt ist. Mindestens 200 Tage. Wenn er nicht gerade vom Meer her weht, pfeift uns der kalte Nordwind Tramontane um die Ohren. Zum Verrücktwerden, auch im Sommer. In der neuen Parzelle mit Syrah auf Granitboden wird zum ersten Mal gelesen. Der ungewöhnliche Name wird uns wieder einige Aufmerksamkeit einbringen. Der Wein ist hervorragend, allein das zählt. Kaum kommt unser Team etwas zur Ruhe, erreicht uns im März ein Hilferuf: 30 Hektar unbewirtschaftete Weinberge und 40 Olivenbäume sollen vor der Rodung gerettet werden. Unmöglich. Nicht genügend Geld, nicht genügend Geräte, nicht genügend Personal. Trotzdem sehen wir uns die Sache kurz an. Und schon sind wir Feuer und Flamme. Das Team packt sofort an. Unsere Bank macht auch mit. Dank öffentlicher Hilfen können wir uns nun zwei Jahre lang als Bauern versuchen. Werden wir es schaffen? Das steht in den Sternen, doch die Bäume und Rebstöcke sind vorerst gerettet. Erste Olivenernte (Speise- und Öloliven). Die Weinlese verläuft problemlos. Die Hefe ist etwas träge. Im Frühling ist der Zuckerabbau abgeschlossen und die Weine zeigen, was sie in sich haben. Geschmeidige, sinnliche Weine, voll von Frucht und seidigen Tanninen. Unsere zehnte Lese konnte gar nicht besser ausfallen.

Wo bleibt nur der Regen? Milder, trockener Winter, kleine Frühlingsgewitter, genau richtig für den Austrieb. Gute Beerenbildung. Und dann: vier Monate Trockenheit. Bleierner, grauer Himmel wie kurz vor einem Gewitter an 15, vielleicht 20 Tagen im Sommer, doch der Regen blieb aus. Da halfen auch unsere Regentänze, Regengesänge und Beschwörungsformeln nichts … Die Rebstöcke blieben dank der feuchten Luftmassen vom Meer sogar im Sommer trotzdem sehr grün. Wie die Boa, die in „Der Kleine Prinz“ einen Elefanten verschlingt, versuchen wir, das Mas de la Chique mit seinen 15 000 Olivenbäumen und seinen Rebflächen – alles unbewirtschaftet – zu übernehmen. Am 11. September werden wir endlich mit Regen gesegnet. Die überaus durstigen Rebstöcke kommen wieder zu Kräften. Bei der Lese glänzen die Trauben und sind schwarz wie Ebenholz. Die Vinifizierung verläuft problemlos und ergibt Weine, die trotz spürbarer Tannine sehr sexy sind. Erster Jahrgang unserer neuen Cabernet-Franc-Cuvée „Un faune avec son fifre sous les oliviers sauvages“. Die 849 Flaschen sind innerhalb von nur fünf Tagen verkauft. Der Faun auf dem Etikett wird uns nun durch die Jahre begleiten. Die grünen Oliven ergeben eine winzige Ernte. Herrliche schwarze Lucques-Oliven.

Dieser Jahrgang forderte von uns große Demut. Laut Konfuzius neben der Duldsamkeit immerhin eine der Haupttugenden des Menschen … Kalter Winter, viel Regen im Dezember. Bei einem starken Sturm im Februar wird die ehrwürdige Eiche von Le Clos des Fées beschädigt. Der Frühling könnte nicht besser sein: schöner Austrieb, gleichmäßige Blüte. Im Sommer weht der Tramontane-Wind, und weht, und weht … Dazu kein Tropfen Regen zwischen Juni und Ende Oktober. Angesichts der großen Wasserkonkurrenz zwischen den Pflanzen kam es nun ganz entscheidend darauf an, die Rebzeilen sauber zu halten. Damit waren nun auch die letzten Zweifel über die Nützlichkeit des Pflügens endgültig ausgeräumt. In Zeiten globaler Erderwärmung liegt meiner Ansicht nach darin wirklich der Schlüssel für die Erzeugung hervorragender Weine. Die Bewirtschaftung von über 100 Parzellen bringt uns zwar manchmal ganz schön ins Schwitzen, doch bei einem derartigen Jahrgang ist man dann doch heilfroh, ganz unterschiedliche, sowohl früh- als auch spätreife Terroirs zu besitzen, aus denen ein äußerst vielfältiges Lesegut gewonnen werden kann. Ein hervorragendes Olivenjahr.

Bis März trockener, kalter Winter mit regelmäßigen Niederschlägen und ohne extreme Witterungsbedingungen. Trockener Sommer, sehr heißer Juli mit einem schönen Regenschauer am 23., brennend heißes Augustwetter. Für hiesige Verhältnisse also ein ganz „normales“, heißes und trockenes Jahr, das etwas Geduld erfordert, bis die phenolische Reife erreicht ist. Nach zwölf Weinlesekampagnen bin ich nun nicht mehr so jung und unerfahren wie zu Beginn. Ich habe gelernt, dass es oft besser ist, die Dinge nicht zu überhastet anzugehen. Wir haben ein festes, eingespieltes Team, und zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass ich etwas loslassen und Abstand vom Alltagswahnsinn gewinnen kann, um darüber nachzudenken, was nun am besten zu tun ist bzw. was ich besser lassen sollte. Beides ist gleich wichtig.
Beim Ausbau des Vieilles Vignes führen wir eine kleine Veränderung ein: Die Rebsorte Grenache noir wird nun in einem kleinen Betontank ausgebaut. Außerdem kommt auch ein bisschen mehr Mourvèdre in den Le Clos des Fées, da diese Rebsorte dieses Jahr wirklich herrlich gedieh. Die neue Cuvée „Images Dérisoires“, hauptsächlich aus Tempranillo und ein wenig Carignan noir gekeltert, vervollständigt meine Trilogie „seltsamer“ Weine, für die ich mir etwas Freiraum gönne.

Was kennzeichnet einen Jahrhundertjahrgang? Außergewöhnliche Qualität. Der Eindruck von Fülle. Das Gefühl, dass während des Vegetationszyklus irgendwie alles «von selbst» läuft. Eine heitere, lange und gelassene Weinlese. Weine, die schon beim Abziehen von der Maische gut sind und es auch bis zum letzten Tag ihrer – zweifelsohne sehr, sehr langen – Existenz bleiben. Wenn das die Definition eines «Jahrhundertjahrgangs» ist, dann fällt 2011 im Roussillon unter diese Kategorie.

Regen im Frühjahr, schöner Austrieb an allen Rebsorten, herrliche Blüte, frischer Sommer, grau, jedoch ohne Regen, 60 Tage schönes Wetter während der Weinlese, wobei die Temperaturen jedoch nie über 30 Grad steigen, kalte Nächte – perfekte Bedingungen also, um herrliche Trauben zu lesen und zu keltern. Nach der halben Lese sind die Tanks voll und wir wissen, dass wir vielleicht nicht alle Trauben einfahren können. Dank des schönen Wetters können wir bei jeder Parzelle warten, bis auch die letzte Traube ihren optimalen Reifegrad erreicht hat. Die konzentrierten, feinen Weine zeichnen sich vor allem durch ihre außergewöhnliche Frucht aus. Ein Traumjahr, das noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

„Wer wagt, gewinnt.“ Als Kind habe ich dieses alte Sprichwort geliebt. Mit zunehmendem Alter überrascht mich immer noch der Wahrheitsgehalt. Ein Kunde, der es leid war, dass wir uns über so viele Projekte und das fehlende Geld für deren Umsetzung beklagten, fragte mich am Ende eines Mittagessens in den Oliviers: „Und was würden Sie tun, wenn Sie zehn Millionen Euro hätten?“ Gute Frage. Seit zehn Jahren träume ich von diesem Hang und baue ihn Stück für Stück in aller Ruhe wieder auf. Und das, obwohl ich überzeugt bin, dass ich nie die Mittel haben werde, ihn wieder zu bewirtschaften.

Die Bank? Unmöglich. Ein Investor? Wir würden unsere Freiheit verlieren. Was wäre, wenn uns unsere Kunden unter die Arme greifen würden? Die Idee macht sich auf den Weg, stoppt dann, nimmt wieder Fahrt auf und stirbt vor einer schier unüberwindbaren Mauer aus Zusatzkosten und Kapitalgewinnen, die zu zahlen sind, obwohl wir gar nichts verkauft haben. Dann folgt eine Enttäuschung, ein Name, der zu einem anderen führt, Ratschläge, Geniestreiche, Briefe, Ideen, eine Möglichkeit und Ende 2011 werden hundert Kunden Besitzer von Le Clos des Fées. Mehr als Geld, an dem es nie mangeln wird, schenken uns unsere neuen Partner Zeit, Zeit, die es uns erlaubt, voranzukommen und Zeit, die es uns erlaubt, zurückzukehren. Eine neue Dynamik nimmt Gestalt an.

Ein grässlicher Winter. Kalt, grau. Drei große Regenfälle im Abstand von zwei Monaten haben unsere planerischen Fähigkeiten aufs Äußerste strapaziert. Mit der fast schon absurden Idee, einen extremen Hang zu sanieren, begannen wir mit der Bepflanzung mit … Pinot Noir.  Das Wasser machte uns schnell klar, wo es hinwollte und wo wir seine Wünsche respektieren mussten. Hoffnung mischt sich mit Angst, denn eines ist mir schon jetzt klar: In zehn Jahren müssen wir uns vielleicht mangels positiver Ergebnisse von unserer Idee verabschieden.

Ein eiskalter Frühling. Historische Blüte beim Grenache, vor allem auf den neuesten Parzellen, die auf 400 Metern Höhe liegen und spät geschnitten wurden. Die Bedingungen waren perfekt, außer für diejenigen, die das berüchtigte „Cuivre du Quinze Août“ (Pflanzenbefall) versäumt hatten, um den Mosaikmehltau zu vermeiden und somit die Trauben bei Reife ernten zu können. Fünfzehn Tage verspätet, endgültig am 28. Oktober, wird die letzte der bisherigen Ernten beendet.

Ein großartiger Jahrgang, der in der gesamten Region Languedoc-Roussillon, wo einige der größten französischen Weine produziert werden, in Erinnerung bleiben wird. Zeitgleich die Entscheidung, eine unsinnig große Menge an Jeroboams für zukünftige Generationen abzufüllen. Clos des Fées ist punktgenau, der Carignan, großartig, kompensiert das Defizit beim Grenache. Charmant von Anfang an, mit schwarzem Pfeffer, Gewürzen und Erinnerungen an Himbeermarmelade, und einem komplexen, lakritzigen Abgang, der zweifellos auf den besonders kalten September zurückzuführen ist.

Kalter, später, regnerischer Frühling. Schöne Austriebe, außergewöhnliche Blüte beim Grenache. Heißer, aber nicht sengender Sommer, der Wind weht von lieblich bis unerträglich. Extrem kurzes Zeit, den Stöcken unsere Fürsorge angedeihen zu lassen. Gott macht sich einen Spaß daraus, uns auch in den lauen Nächten des Wochenendes arbeiten zu lassen.

Die Parzellen wurden der Reihe nach geerntet, spät, unter perfekten Bedingungen, zur Reifezeit. Eine Pause, um unsere traditionelle „Vor-Ernte-Pflege“ durchzuführen, bei der jeder Stock untersucht wird.

Dann kam die Drosophilia Suzuki… Innerhalb weniger Tage, Stock für Stock, begann der japanische Schädling alle Rebstöcke der Region zu befallen. „Es geht aufwärts“, hörten wir hier und da. Aber nur wenige würden zugeben, dass in diesem Jahr nicht der menschliche Wille über das Ende der Ernte entschied, sondern der eines winzigen Insekts, das mit seinem gezackten Saugrüssel selbst gesunde Trauben zerstören konnte. Zum Glück mussten wir nur etwa zehn Hektar einbringen. Alle Olivenpflücker wurden in die Weinberge versetzt. Ein Team von etwa dreißig Personen sortierte die Trauben an den Rebstöcken und entfernte die am wenigsten befallenen Beeren aus den Reben. Hinter ihnen schnitt ein Dutzend Pflücker und Träger das, was übrig war. Zwei Hektar wurden nicht geerntet. „Clos des Fées“ ist reif, strukturiert um flamboyante Tannine. Die Textur ist überwältigend und die Frucht grandios für einen Petite Sibérie, der auf Dauer angelegt ist.

Das Jahr der Umzüge. Das Verlassen der Garage bricht uns das Herz. Siebzehn Jahre lang haben wir zu Hause Wein gemacht, die Düfte vom Bett aus gerochen, sind mitten in den Mahlzeiten heruntergekommen, um die Temperatur zu überprüfen.

Undenkbar, das Tal zu verlassen, Richtung Rivesaltes. Ein neuer Keller. Es sind nicht mehr sie, die entscheiden, die mich einschränken, sondern wirklich ich. Technologie beim Wein ist wie Geld beim Poker, man braucht sie, um am Tisch zu sitzen, aber deshalb gewinnt man noch lange nicht. Eine hochmoderne Presse mit gekühlten Ausläufen, umgekehrte Kegelstumpfbottiche, ein kleiner Fasskeller, der endlich klimatisiert ist, das Notwendige und das Ausreichende. Der Mensch bleibt im Zentrum des Prozesses, und er ist es, der entscheidet, natürlich fehlbar, aber es geht nicht darum, dass eine Maschine ein Erfolgsrezept ausführt, auf Kosten der allgemeinen Homogenität. Manche Menschen zahlen teuer für diesen Fehler, wir werden ihn nicht machen. Ein bisschen Spannung kommt auf, als ich mich an ein Gespräch mit Marcel Guigal über die in den Kellern vorhandene levantinische Flora und die Wichtigkeit ihrer Erhaltung erinnere. Alle Fässer werden in den neuen Keller transportiert, die Hefe wird hoffentlich folgen.

Eine großzügige Ernte, ein immenser Jahrgang mit dieser einzigartigen samtigen Qualität, die wir den großen Ton-Kalk-Böden von Vingrau verdanken, mit dem zusätzlichen Bonus dieser leuchtenden Seite, dieser Energie, die den Eindruck vermittelt, dass der Wein ein Eigenleben hat. Atemberaubende Wertungen im Wine Advocate mit einer Gesamtwertung von 97/96/95/93/93. Volle Punktzahl und Bestnoten aus dem gesamten Languedoc-Roussillon.

Die mengenmäßig kleinste Ernte seit Beginn der Aufzeichnungen durch die Behörde.  Milder Herbst, trockener Winter, Frühling ohne einen Tropfen Regen oder fast, die Rebe, obwohl an die Halbwüstenbedingungen des Roussillon gewöhnt, bereitete sich auf den Sommer vor, als ob sie „gewarnt“ worden wäre: schwache Triebe, wenige Blätter, um Verdunstungstranspiration zu vermeiden. Die Grenache wurde nach einer Cha-leur-Episode während der Blütezeit allgemein geschädigt. Weniger als 400 Minuten im Jahr, trockener hätte es in Frankreich in diesem Jahr nicht sein können.

Eine Menge Energie, Arbeit und Gedanken flossen in die Pflege während des ganzen Jahres: angepasster organischer Dünger, Verstärkung der Spurenelemente im Laub nach Analyse der Blattstiele, viel leichtes Umpflügen, um Luft auf die Oberfläche zu injizieren und eine Zehn-Zentimeter-Zone zu schaffen, die die Luft als Isolator nutzt, wie ich es in Sizilien gesehen habe.

Schnelle Ernte, natürlich kleine Beeren, aber voller Sonnenschein; halbvolle Bottiche, aber intensive und köstliche Frucht. Nach sechs Monaten Reifezeit und einer strengen Selektion müssen wir die kleinste Ernte des Clos des Fées ankündigen. Aber die Mischung macht mich glücklich: kraftvoll, seidig, saftig, tief und luftig.

Ein komplexer, vielseitiger Jahrgang, sowohl in der Geschwindigkeit als auch in der Langsamkeit. Frühe Ernte in der Ebene (Anfang des 8. August…), späte in den Weinbergen (Ende des 8. Oktober). Eine schwierige Ernte, die aus Beschleunigungen und Momenten des Wartens besteht. Kurz gesagt, zwei Ernten. Die erste geht zu Ende. Die Trauben inspirieren mich nicht sonderlich. Schön, aber mehr auch nicht. Ein durchschnittlicher Jahrgang in Aussicht? Aber hier sind wir nun, zwei Wochen später, und starten unsere Arbeit. Sofort duftet der Keller, wir spüren, dass etwas passiert.

Der starke Winterfrost ist zweifellos der Grund für diese Unterschiede. Nach dem Frost folgten die Reben einer Linie (es ist kalt, lasst uns schneller machen); nach dem Frost einer anderen (es ist kalt, lasst uns langsamer machen). Mag sein. Ende des Mourvèdre mehr als zwei Monate nach den ersten Weißen. Beim Abgang suche ich vergeblich nach den Weinen, die ich für durchschnittlich hielt: sie sind verschwunden, ersetzt durch strukturierte, aromatische, dichte Texturen: dies ist ein großer Jahrgang. Das Äquivalent zum legendären 2007er, der noch im Entstehen begriffen ist.

Die Anpflanzung von Vermentino in Espira de l’Agly geschieht unter dem freudigen Spott der Nachbarn, von denen einige voraussagen, dass nichts wachsen wird. Aber ich unterhalte mich gerne mit den Alteingesessenen, und jemand erzählte mir, dass die Reben hier vor zwanzig Jahren sehr schön waren. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Das Jahr des Mehltaus. Einige Leute hier denken, dass er nicht existiert. Das Klima hat sich verändert, die regenreichen Jahre sind eine Erinnerung, von der uns die alten Männer erzählen, aber wir hören nicht auf sie. Das Problem mit Schimmel ist, dass wenn man ihn sieht, es bereits zu spät ist.

Nein, Serge, das tun wir ihm nicht an. Er kommt von der Rhône und in diesen Regionen weiß man, dass er alles zerstören kann. Die Krankheit wird „modelliert“. Je nach Niederschlag und Temperatur wissen wir, dass er kommt.

Am Ende des Winters empfahl mir ein befreundeter Journalist ein altes Buch aus dem Jahr 1930, „Wie man den Mehltau im Weinberg bekämpft“, von Joseph Capus. Ich habe es gekauft, gelesen und befolgt: Wir fangen an, den Boden zu behandeln, in infinitesimalen Dosen, und wir fangen nach jedem Regenfall oder jedem Pflügen wieder an. Es war ein Jahr des Kampfes, dank der vierzehntägigen Wettervorhersage, die es uns sogar erlaubte, bei Regen mit Kupfer zu behandeln, bevor die Böden aufgeweicht wurden.

Es folgten sechs Monate mit extremer Trockenheit. Es gab kein Ende der Jahrgänge, bis zum 17. Oktober, als die Natur uns das letzte Wort gab: 100 mm Regen in wenigen Stunden, ein Sturm, aber wohltuendes Wasser. Clos des Fées 2018 ist besonders aromatisch, mit einer verblüffenden Balance, die nur ein Problem haben wird, nämlich nach 2017, als Brilliant zu bestehen. Die Zeit wird es zeigen.

Feuer in den Weinbergen. Am 28. Juni verwüstete eine Episode extremer Hitze, begleitet von einem sengenden Schirokko, die Reben derjenigen, die nicht vorher auf die Wettervorhersage geachtet und etwas Schwefel verbraucht hatten, manchmal schon am Vortag. 52° Grad. Die zehntägige Wettervorhersage hat uns gerettet.Im Mai wurde das Wetter brutal kalt und wich dann einem sengenden Sommer.  Frühe Ernte in der Ebene, weil die Reben ins Stocken geraten waren, dann, am 12. September, ein magischer Regen, der die Reife förderte und den Zyklus für eine lange und tiefe Reifung verlangsamte.

Üppiger Syrah, ein Mourvèdre zum Sterben schön, die Blends sind offensichtlich, der Fasskeller zum ersten Mal voll, weil ich mein Sparschwein geknackt habe, um neue Fässer zu beschaffen.  Sobald der Frühling kommt, schmecken die Weine großartig, an Ort und Stelle, offensichtlich. Ich habe Lust zu singen. Clos des Fées schwebt zwischen Kraft und Spannung, ein kleines, verwobenes Kleinod, scharf wie ein Schwert, fast knorrig im Abgang.  Der Jahrgang wird Bestand haben!

Das Jahr des Covid, natürlich… Im Februar, Lockdown. Unsere treuen Traktorfahrer denken darüber nach, zurück nach Polen zu gehen, machen sich Sorgen um ihre Familien. Es regnet ständig und alles wird sehr kompliziert. Zehn Tage lang suchen wir nach alternativen Lösungen und eine mögliche Zukunft zeichnet sich ab: 100 % der Ernte zu verlieren. Alle sind sich einig, die Arbeit geht weiter – oder vielmehr der Kampf – in einem Jahr, in dem im Frühling der Regen nicht aufhört.

Wie wir wissen, erfordern Jahre mit Mehltau mehr Arbeit, sind aber großzügig, zumal ein trockener und heißer Sommer eine perfekte Ernte ermöglicht. Der Keller hält Schritt, die Ernte ist intensiv, der Sorcières-Jahrgang ist ohne Zweifel einer der besten und die Domaine de la Chique ist unbestritten. Weniger Clos des Fées, dafür drastische Selektion.

Treffen mit Jean-Yves Bizot. Gegenseitiges Erstaunen. Holzbottiche, ganze Ernten, kein Schwefel, kein Eingriff. Das Pinot-Projekt trägt Früchte und der Wein begeistert uns, er provoziert das „Mehr an Seele“, das wir uns acht Jahre zuvor erhofft hatten. Der Berghang hat sich verändert… Ein neues Projekt nimmt Gestalt an.